»Wir sind mitten in einer großen Transformation in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft«

Interview /

Er war der erste Nachhaltigkeitsbeauftragte innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft: Seit September 2012 initiiert und begleitet Markus Hiebel am Fraunhofer UMSICHT konkrete Optimierungsmaßnahmen in Bezug auf Nachhaltigkeit am Institut. Zeit für ein kleines Zwischenresümee. Im Interview spricht er über bisher erreichte Meilensteine und die zukünftige Ausrichtung seiner Arbeit.

Markus Hiebel
Markus Hiebel ist Nachhaltigkeitsbeauftragter am Fraunhofer UMSICHT und leitet die Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation.

 

Hat sich das Aufgabenprofil des Nachhaltigkeitsbeauftragten in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Markus Hiebel: In den ersten Jahren lag mein Fokus darauf, für die Wichtigkeit des Themas am Institut zu werben und mir einen Überblick über die eigenen Nachhaltigkeitsleistungen zu verschaffen. Dies haben die AG Nachhaltigkeit und ich durch unser Reporting und unsere Informationsangebote (Poster, Internetauftritt, Quiz…) geschafft und das Fraunhofer UMSICHT damit nach außen und innen als Wegbereiter in eine nachhaltige Welt positionieren können. Aktuell versuchen wir, das Reporting in kleineren Bausteinen ins Internet zu bringen, um die wichtigen Informationen schneller und gebündelt zu präsentieren. Zudem unterstützen wir konkrete Maßnahmen – zum Beispiel zum Energiesparen – am Institut.

Was waren Highlights der bisherigen Arbeit?

Markus Hiebel: Highlights waren sicher die drei großen Stakeholderdialoge mit unseren externen Partnerinnen und Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Hier haben wir viele gute Impulse und Feedback bekommen – darunter den Auftrag, uns auch als Forschungseinrichtung gesellschaftlich mehr zu positionieren. Ein weiteres Highlight war die White-Spot-Analyse, in der wir für die gesamte Fraunhofer-Gesellschaft untersucht haben, wo wir Beiträge zu den Sustainable Development Goals leisten können und wo wir noch weiteres Potenzial haben.

Am Fraunhofer UMSICHT fand ich die Mitarbeit am Thema Diversity sehr wichtig. Hier durfte ich in den vergangenen Jahren zum Leitbild Diversity beitragen. Ähnlich wie beim Nachhaltigkeitsthema ist hier ein Kulturwandel zu sehen, der für das Institut wichtig ist, um unterschiedliche Perspektiven und Lösungsansätze in unsere Forschungsarbeit zu integrieren.

Persönlich fand ich die Jahrestagungen des Rats für Nachhaltige Entwicklung in Berlin immer sehr bereichernd. Im Jahr 2022 fand die Tagung wieder in Präsenz statt und das Fraunhofer UMSICHT ist dort Bestandteil des Gemeinschaftswerks Nachhaltigkeit geworden.
 

Was nimmst Du Dir für die nächsten zehn Jahre vor?

Markus Hiebel: Wir sind mitten in einer großen Transformation in Richtung einer nachhaltigen Gesellschaft. Dies macht auch vor dem Forschungsalltag nicht Halt. Im vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt LeNa-Move untersuchen wir, wo wir Nachhaltigkeitsaspekte in Forschungsprojekten mitdenken können. Gleichzeitig fordern unsere Kundinnen und Kunden, aber auch Fördermittelgeber ein, dass wir unsere Produkt- und Materialentwicklungen auf deren ökologische Auswirkungen prüfen und auch mit unterschiedlichen Stakeholdergruppen ins Gespräch kommen.
 

Wie ist das Thema Nachhaltigkeit inzwischen sowohl am UMSICHT als auch in der Fraunhofer-Gesellschaft aufgehangen bzw. verankert?

Markus Hiebel: Das Thema Nachhaltigkeit ist fester Bestandteil der UMSICHT-Mission und im Leitbild verankert. Eigene Facetten der Nachhaltigkeit (nachhaltige Beschaffung, Klimaschutz/ Energiemanagement oder Mobilität) werden beim Fraunhofer UMSICHT immer weiter institutionalisiert, um die wichtigsten Aufgaben mit mehr personellen Ressourcen anzugehen. 

In der Fraunhofer-Gesellschaft gibt es eine Corporate-Responsibility-Strategie und seit 2022 auch ein Klimaschutzmanagement, das wir über verschiedene Projekte unterstützt haben und auch weiterhin unterstützen. Hier wird sicherlich in den kommenden Jahren ein Fokus liegen, da die Fraunhofer-Gesellschaft bis 2030 klimaneutral werden möchte. Hierzu müssen auch beim Fraunhofer UMSICHT Änderungen bei der Art der bezogenen Energie (mehr erneuerbare Energien oder Fernwärme), beim Energiemanagement (Verhaltensänderungen, Messung und Steuerung von Energieverbräuchen) und bei Effizienzmaßnahmen (Dämmung) erfolgen.
 

Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit in Deinem Privatleben?

Markus Hiebel: Das Thema ist mir wichtig, aber ich bin sicher nicht überall vorbildlich unterwegs. Konkret beziehe ich Ökostrom, bin in einer Solargenossenschaft und gucke auch nach nachhaltigen Geldanlagen. Beim Einkauf schaue ich nach nachhaltigen Produkten: Hier würde ich mir allerdings noch etwas mehr Hilfe mit Siegeln und einfachen Informationen wünschen, um zügiger zu wissen, was nachhaltig ist.