»Frauen, traut Euch!«

Interview /

Wissenschaftlerinnen beim Berufsstart unterstützen, Orientierung für die nächsten Karriereschritte in der angewandten Forschung geben sowie zeitliche Freiräume für Promotion und/oder fachliche Weiterentwicklung schaffen. So lautet – zusammengefasst – die Zielsetzung von »Fraunhofer TALENTA start«. Im Interview berichtet Dana Laureen Laband, seit Ende 2019 Doktorandin im Bereich Energie des Fraunhofer UMSICHT, über ihre Teilnahme an dem Förderprogramm.

Dana Laureen Schmidt
Dana Laureen Laband, Doktorandin im Bereich Energie des Fraunhofer UMSICHT

Wie sind Sie auf das TALENTA-Programm aufmerksam geworden?

Dana Laureen Laband: Der Anstoß kam von meiner damaligen Chefin Barbara Zeidler-Fandrich, die die Abteilung Chemische Energiespeicher leitet. Und zwar relativ kurz, nachdem ich als Doktorandin am Fraunhofer UMSICHT angefangen hatte. Ich habe mir das Programm dann in aller Ruhe angesehen und bin zu dem Schluss gekommen, dass das was für mich ist.

War die Bewerbung mit großem Aufwand verbunden?

Dana Laureen Laband: Im Grunde war das ein ganz normales Bewerbungsschreiben – inklusive Lebenslauf und Motivation: Wer bin ich? Wo komme ich her? Wie bin ich auf das Programm aufmerksam geworden? Und was möchte ich mit TALENTA überhaupt erreichen? Man muss sich also auch schon vorher mit dem Programm auseinandergesetzt haben. Ergänzt wird das Ganze durch ein Empfehlungsschreiben vom Institut.

Mit welchem Ziel haben Sie sich damals beworben?

Dana Laureen Laband: Meine Zielsetzung war eigentlich zweigeteilt. Ich wollte zum einen meine Arbeit in Projekten mit der Arbeit an der Dissertation unter einen Hut bringen. Zum anderen wollte ich mich persönlich weiterentwickeln. Bei beidem hat mir das Programm wirklich sehr geholfen.

Im Gespräch mit den übrigen Teilnehmerinnen ist mir allerdings klargeworden, dass am Fraunhofer UMSICHT auch ohne TALENTA bereits sehr gute Rahmenbedingungen für die Promotion herrschen. Unsere Research School scheint da wirklich Vorreiter zu sein: Wir haben in der Regel genug Zeit, unsere Dissertation zu realisieren, und werden dabei u.a. durch Coachings unterstützt. An anderen Instituten sieht die Situation etwas anders aus. Einige Wissenschaftlerinnen nutzen ihre TALENTA-Teilnahme beispielsweise, um überhaupt ein Dissertations-Thema zu finden.

Aus welchen Teilen besteht das Programm?

Dana Laureen Laband: Den Startschuss bildet eine Auftakt- bzw. Vernetzungsveranstaltung, bei der die Chance besteht, die übrigen Teilnehmerinnen kennenzulernen und sich zu vernetzen. In meinem Fall hat dieser Termin leider virtuell stattgefunden, aber normalerweise treffen sich alle vor Ort in München. Dann gibt es ein Auftaktgespräch, das ich mit Barbara Zeidler-Fandrich und einer Kollegin aus der Personalentwicklung geführt habe. Dabei haben wir gemeinsam überlegt, wie sich die Teilnahme an dem Programm für mich persönlich am besten nutzen lässt, und auch Ziele formuliert. Ebenfalls Teil des Programms sind drei Befragungen, die zu verschiedenen Zeitpunkten stattfinden. Da habe ich einen Link zugeschickt bekommen und mich durch die Fragen geklickt: Was sind deine Ziele? Wo bist du angesiedelt? Inwieweit konntest du deine Ziele mit Hilfe von TALENTA bereits umsetzen?

Darüber hinaus gab es auch ein zweitägiges Seminar mit interessanten Impulsvorträgen – zum Beispiel zur Promotion und zum Zeitmanagement. Dabei wurden dann auch Peer-Groups gebildet, mit denen ich auch heute noch im Austausch stehe. Im Grunde lohnt sich die Teilnahme also schon, um sich innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft zu vernetzen sowie durch die Erfahrungen und Problemstellungen anderer zu lernen.

Wie haben Sie die Teilnahme an dem Programm für sich nutzen können?

Dana Laureen Laband: Ich habe u.a. an einem Coaching teilgenommen – quasi als individuelle Standortbestimmung: Wo liegen meine Ziele? Welche Kompetenzen und Skills habe ich bereits, um sie zu erreichen? Und welches Know-how muss ich mir zusätzlich aneignen? Dafür habe ich dann an Seminaren teilgenommen, die teilweise innerhalb des TALENTA-Programms und teilweise von externen Anbietern durchgeführt wurden. Letztere habe ich meist gewählt, um einen individuelleren Zuschnitt der Inhalte zu gewährleisten. Für die Organisation habe ich mich mit der UMSICHT-Personalentwicklung zusammengesetzt, die Kosten wurden aus meinem TALENTA-Topf beglichen.

Ihre Förderung läuft noch bis Ende Mai. Was möchten Sie in dieser Zeit noch erreichen?

Dana Laureen Laband: Tatsächlich möchte ich nochmal ein Coaching machen – dieses Mal zum Thema Persönlichkeitsentwicklung. Im Fokus steht dabei für mich die Frage, welche Art von Führungskompetenzen bringe ich bereits mit und wie kann ich meine Stärken nutzen, um mich auf eine Führungsposition bestens vorzubereiten. Darüber hinaus möchte ich herauszufinden, welche Art von Leitungsfunktion mir liegt.

Haben Sie schon eine Vorstellung davon, wie es für Sie nach dem TALENTA-Programm und nach der Promotion weitergehen soll?

Dana Laureen Laband: Ich fühle mich am Fraunhofer UMSICHT sehr wohl und schätze die Mischung aus Forschung und angewandten Projekten. Wenn also die Chance bestünde, in Oberhausen zu bleiben, würde ich die gerne nutzen. Aber die freie Wirtschaft ist natürlich auch interessant. Für mich haben irgendwie alle Wege ihre Vorteile, deshalb ist es schwierig, sich auf einen festzulegen.

Wenn Sie ein erstes Fazit ziehen müssten: Was hat Ihnen die TALENTA-Teilnahme gebracht?

Dana Laureen Laband: Unabhängig davon, ob ich weiter in der Fraunhofer-Welt bleibe, hat mir die Teilnahme an dem Programm sehr viel gebracht. Allein diese Standortbestimmung war wertvoll, weil ich mich selbst auch nochmal anders kennengelernt habe und nun weiß, sollte ich eine Führungsposition übernehmen, auf welchen Skills ich aufbauen kann und welche ich noch stärken muss.

Das heißt, Sie würden auch anderen die Teilnahme empfehlen?

Dana Laureen Laband: Auf jeden Fall.

Ein Ziel von TALENTA ist es ja, mehr Frauen in die Wissenschaft zu bringen. Glauben Sie, dass das nötig ist und dass dieses Programm ein guter Weg dorthin ist?

Dana Laureen Laband: Das Programm ist definitiv ein guter Motivator. Zudem können Wissenschaftlerinnen das aufgebaute Netzwerk wunderbar nutzen, um sich gegenseitig zu pushen und voranzubringen. Das ist meiner Ansicht nach nicht zu unterschätzen. Allerdings setzt dieses Programm natürlich erst an, wenn sich Frauen bereits für eine Karriere in der Wissenschaft entschieden haben. Dass ich in den Ingenieurbereich möchte, hat sich schon in der Schule herauskristallisiert.

Es muss also schon vorher etwas getan werden, um Frauen zum Beispiel für die Naturwissenschaften zu begeistern?

Dana Laureen Laband: Meiner Meinung nach ja. Aber konkrete Lösungsvorschläge habe ich da leider nicht parat. Allerdings konnte ich beobachten, dass sich viele Frauen sowohl an Führungspositionen als auch an die Naturwissenschaften nicht so recht ran trauen. Das hat bereits in der Schule angefangen. Als ich den Physik-Leistungskurs gewählt haben, stieß das bei vielen auf Unverständnis. Einige waren auch überzeugt, dass sie Mathe einfach nicht können, und haben diesen Weg von vornherein ausgeschlossen. Im Studium fielen dann die Quoten entsprechend aus: Von 60 Personen im Bachelor waren acht Frauen, im Master waren es drei von 17. Ich finde, Frauen sollten keine Angst haben, sich selbst mehr zutrauen und auch in Bereichen arbeiten, die als Männerdomäne gelten. Also: Frauen, traut Euch!

Das gilt übrigens auch für die Teilnahme am TALENTA-Programm. Bewerben tut nicht weh. Und jede kann das Programm individuell nach ihren Bedürfnissen nutzen. Ein Fokus auf dem Führungsthema, wie ich in gewählt habe, ist definitiv kein Muss. Da gibt es noch viel mehr Facetten.