Deine Französisch-Kenntnisse sind also sehr gut?
Jana Schneeloch: Eher so mittel. Ich habe mich in den drei Monaten aber ehrlich gesagt hauptsächlich in einer internationalen, englischsprachigen Blase bewegt. Am Mittagstisch ging es meist um weltpolitische Themen – beleuchtet durch die jeweilige kulturelle Brille. Mit Einheimischen hatte ich sehr wenig zu tun.
Warst Du vor Ort in Forschungsprojekte eingebunden?
Jana Schneeloch: 95 Prozent meiner Zeit habe ich ganz normal an meiner Promotion bzw. den UMSICHTigen Themen gearbeitet. Die meisten Besprechungen finden ja nach wie vor virtuell oder zumindest hybrid statt, dadurch kam es mir eher wie Remote-Arbeit vor.
Darüber hinaus ergab sich aber auch die Gelegenheit, eine gemeinsame Vergleichsstudie aufzusetzen. Dabei haben wir ein Wohnquartier energiesystemisch optimiert – einmal mit unseren und einmal mit deren Algorithmus. Der größte Unterschied: Sie implementieren die physikalischen Gesetze energietechnischer Anlagen anders. Die Ergebnisse lassen sich trotzdem überein bringen, was eine gute Validierung unseres abteilungsinternen Tools ist.
Wie hat sich die Arbeitsatmosphäre unterschieden?
Jana Schneeloch: Was mir sehr gut gefallen hat, war der Open Space, in dem alle zusammengearbeitet haben. Das war im Grunde wie eine komplette Etage ohne Wände, und wir saßen bei Bibliotheksstille an kleinen Gruppentischen. Für Besprechungen oder Telefonate mussten andere Räume aufgesucht werden. Für das konzentrierte Vorankommen war das sehr gut.
Ein weiterer Unterschied war der Fokus auf Veröffentlichungen und Konferenzbesuche. Das hat an einer Universität einfach einen ganz anderen Stellenwert als an unserem Institut und war für die Mitglieder der Arbeitsgruppe ein sehr prominentes Thema.
Ändert sich durch diese Erfahrung etwas an Deiner UMSICHTigen Arbeit?
Jana Schneeloch: Das Thema Veranstaltungen habe ich definitiv verstärkt auf dem Schirm. Die anderen haben beispielsweise von einer Konferenz gesprochen, an der sie alle im vergangenen Sommer teilgenommen habe. Dazu will ich mich im kommenden Jahr auch anmelden.
Zudem ist im Gespräch, unsere Vergleichsstudie zu erweitern und daraus auch Veröffentlichungen zu generieren. Denn ich bin im Winter nochmal für drei Monate an der Hochschule.
Warum die Verlängerung?
Jana Schneeloch: Mir hat die Zeit in der Schweiz sehr gut getan: Vor allem durch das fokussierte Arbeiten bin ich ein großes Stück vorangekommen. Nicht unwesentlich war natürlich auch der Faktor, dass ich keine privaten Abendtermine hatte. Sprich: Wenn ich an einem Tag etwas unbedingt zu Ende bringen wollte, habe ich das gemacht – statt um 18:00 Uhr zu einem Sporttermin aufzubrechen.
Außerdem habe ich gemerkt, dass ich in den ersten drei Monaten meines Aufenthalts nichts verpasst oder versäumt habe. Ganz im Gegenteil: Die Zeit im Wallis war für mich wie ein Katalysator und hat mir viel Motivation und Energie beschert.
Die Bewerbung um das UMSICHT-Stipendium bzw. der Auslandsaufenthalt ist also empfehlenswert?
Jana Schneeloch: In meinen Augen auf jeden Fall. Im Ausland gewesen zu sein ist immer eine gute Erfahrung. Man lernt viel – auch mit Blick auf das Zwischenmenschliche – und nimmt definitiv viel mit für den deutschen Arbeitsalltag. Die Sorge, dadurch etwas zu verpassen oder langsamer voranzukommen, ist völlig unbegründet.
Von den anderen Vorteilen eines längeren Ortswechsels mal ganz abgesehen…
Jana Schneeloch: Ich bin tatsächlich fast jedes Wochenende verreist oder in den Bergen gewesen. Ich war viel Wandern, ein bisschen Klettern. In den Seen lässt sich gut schwimmen. Ein persönliches Highlight war ein Trip auf den Aletschgletscher – den flächenmäßig größten der Alpen. Im Winter wird der Schwerpunkt dann wohl eher auf Skifahren liegen…