Interview mit Jürgen Bertling

Partizipation und Begeisterung

Interview vom 23.06.2020

 Dipl.-Ing. Jürgen Bertling | Business Development Umwelt
Dipl.-Ing. Jürgen Bertling | Business Development Umwelt

Welche konkreten Aufgaben haben Sie sich als Business Developer im Jubiläumsjahr und für das nächste Jahr vorgenommen?

Jürgen Bertling: Das wichtigste Umweltthema – abgesehen von Klimawandel und Energiewende, das ich zurzeit für UMSICHT sehe, betrifft die Umsetzung einer Circular Economy. Dies gilt insbesondere auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen in der Corona-Krise, die die Schwächen globaler, linearer Wertschöpfungsketten deutlich aufgezeigt haben. Meine Aufgabe sehe ich darin, gemeinsam mit den Kollegen Strategien zu entwickeln, die der Industrie das Umschwenken vom linearen zum zirkulären Wirtschaften ermöglichen. Der werkstoffliche Schwerpunkt liegt dabei bei UMSICHT natürlich auf den Kunststoffen.

Woran ich gerne in der nächsten Zeit arbeiten möchte, ist, dass wir uns bei UMSICHT stärker im Bereich der Wechselwirkungen von Kunststoffen und Mikro- bzw. Enzymbiologie positionieren und hier mittelstandstaugliche Lösungen entwickeln. Hierzu müssen wir uns in Bezug auf neue Konzepte für abbaubare Werkstoffe und vielleicht auch biotechnologischem Recycling noch besser aufstellen.

Was kennzeichnet den Markt derzeit, für den Sie zuständig sind?

Jürgen Bertling: Der Umweltsektor ist naturgemäß stark geprägt von zivilgesellschaftlichen Interessen, daher ist es wichtig, in den Projekten partizipative Formate zu integrieren. Neben der Industrie sehe ich auch die Umweltschutzverbände und Umweltämter als wichtige Partner. Wir haben daher die Bandbreite unsere Kooperationen in den letzten Jahren entsprechend erweitert. Eine große Rolle spielen im Umweltsektor auch Gremien, in denen Umweltstandards und Label entwickelt werden, hier müssen wir noch stärker vertreten sein.

Wichtiger Treiber auf dem Umweltsektor ist die EU. Durch den Green Deal und die europäische Kunststoffstrategie hat sie viel Sinnvolles in Bewegung gebracht. Viele Unternehmen sind aber auch irritiert oder verunsichert von den Entwicklungen und sehen Konfliktpotenzial. Aus Sicht eines Forschungsinstituts ist damit natürlich vor allem ein Bedarf an Innovationen verknüpft – also gute Rahmenbedingungen für uns.

Was bringt das Fraunhofer UMSICHT dafür mit?

Jürgen Bertling: Es gibt wohl nur wenige Institute, die technologisches Know-how für neue Prozesse und Produkte und eine ganzheitliche Technikbewertung unter Berücksichtigung ökologischer und sozialer Aspekte so gut kombinieren können wie Fraunhofer UMSICHT. Das Institut ist hochgradig interdisziplinär zusammengesetzt und hat in den letzten Jahren immer wieder spannende Pfade auf dem Weg zur Nachhaltigen Entwicklung mitgestaltet.

Welche Kenntnisse bringen Sie für diese Tätigkeit mit?

Jürgen Bertling: Das Wichtigste erscheint mir, dass meine Begeisterung für die Themen, die ich bearbeiten darf, nach wie vor ungebrochen ist. Darauf aufbauend, ist es mir eigentlich immer gelungen, spannende Themen und Lösungsansätze als Basis für öffentliche Projekte oder Industriekooperationen zu entwickeln.