Mit Pflanzen Metalle ernten

Interview /

Der UMSICHT-Förderverein zeichnet mit dem UMSICHT-Wissenschaftspreis Menschen aus, die hervorragende industrie- und marktnahe Forschung leisten und solche, die über Forschung in den Medien verständlich berichten. Das Team Dr. Till Krause und Klaus Uhrig erhielt 2017 den Preis in der Kategorie Journalismus für den Film »Superplants – Die blühende Revolution«.

Dr. Till Krause (re.) und Klaus Uhrig, Preisträger des UMSICHT-Wissenschaftspreises 2017 in der Kategorie Journalismus.

Was zeichnet für sie einen guten Wissenschaftsjournalisten aus?
Uhrig: Zunächst vor allem Vorstellungskraft, wie aus einer wissenschaftlichen Entdeckung schließlich eine spannende Geschichte werden könnte – oder eben ein umfangreicher Dokumentarfilm.

Dr. Krause: Und natürlich die Fähigkeit, Verbindungen aufzuzeigen aus Theorie und Praxis, aus Forschung und Entwicklung von Produkten, aus der Zusammenarbeit aus Wirtschaft und Wissenschaft.

Wie sind sie auf das Thema »Superplants« gekommen?
Dr. Krause: Vor einigen Jahren hatte ich in einem amerikanischen Journal einen Text über Phytominig gelesen – und sofort gedacht: Das wäre ein gutes Thema für einen längeren Artikel. Also haben wir begonnen, zu recherchieren. Die wichtigsten Forscher zu diesem Thema kennen sich alle untereinander, und als sie gemerkt haben, dass mich das Thema wirklich interessiert, waren sie sehr offen, ihre Forschung und ihre Arbeit mit mir zu teilen.

Wie unterscheiden sich die verschiedenen »Superplants«?
Uhrig: Die Pflanzen, die in unserem Film vorkommen, haben eines gemeinsam: Sie reichern Metalle an. Ansonsten handelt es sich um völlig unterschiedliche Pflanzen – von winzigen Blümchen bis hin zu mächtigen Bäumen.

Wo verbleiben die Rückstände in der Pflanze? Wie werden sie gewonnen?
Uhrig: Bei den meisten Pflanzen in der Außenhaut der Blätter. Wichtig ist dabei, dass die Metalle nicht mit den Zellen in Berührung kommen, in denen sich das Chlorophyll befindet – sonst könnte die Pflanze bei der lebenswichtigen Photosynthese Probleme bekommen. Schließlich ist zum Beispiel Nickel hochgiftig.

Dr. Krause: Für die Gewinnung der Metalle spielt der Speicherort jedoch keine Rolle – hierfür werden vor allem Pflanzen verwendet, die man komplett ernten, trocknen und verbrennen kann.

Was sind prädestinierte Standorte für die Pflanzen?
Uhrig: Besonders eignen sich bisher Standorte außerhalb Deutschlands. Auf dem Balkan und in Südostasien gibt es besonders viele Böden, die schon von Natur aus mit Schwermetallen belastet sind. Hinzu kommen in diesen Gegenden auch von Menschen verseuchte Böden. In Albanien finden auch schon sehr erfolgreiche Feldversuche statt.

Dr. Krause: In Deutschland wären die Pflanzen vor allem zur Entgiftung von Böden interessant, weniger zum kommerziellen Anbau. Hier gibt es viele mit Schwermetallen belastete Industriebrachen – vor allem auf dem Gebiet der ehemaligen DDR. Aber auch im Sauerland gibt es Böden, die von Wissenschaftlern wie der Bochumer Professorin Ute Krämer erforscht werden. Auch wenn es dort so hohe Schwermetall-Konzentrationen gibt, dass eine Reinigung mittels Hyperakkumulatoren momentan noch nicht so einfach möglich ist.

Sie haben viele Monate an dem Thema recherchiert. Was waren besonders große Herausforderungen während dieser Zeit?
Uhrig: Es war oft nicht einfach, Zugang zu Drehorten zu bekommen. Wenn es um Umweltbelastung durch Schwermetalle geht, werden viele Firmen schnell sehr einsilbig. Doch am Ende konnten uns meistens engagierte Wissenschaftler weiterhelfen.

Haben die Pflanzen das Potenzial, die kostspielige Bodenaufbereitung von z. B. ehemaligen Industriestandorten zu revolutionieren?
Dr. Krause: Dazu ist noch viel mehr weitere Forschung nötig. Das Potenzial ist da. Wie groß es ist, kann zu diesem Zeitpunkt nur vermutet werden.

Welche weiteren Anwendungsmöglichkeiten sind denkbar?
Uhrig: In Südafrika wird die Extraktion von Platin und Palladium aus Minenabraumhalden erprobt. Da diese Metalle sehr teuer sind, wird in diesem Bereich sicher weiter geforscht werden.

Werden wir in Zukunft mehr von ihnen über »Superplants« hören?
Dr. Krause: Natürlich! Wir bleiben dran an diesem hochspannenden Thema.

Uhrig: Auf jeden Fall! Ich würde sogar behaupten, die interessantesten Entwicklungen stehen uns noch bevor.

Weitere Informationen: UMSICHT-Wissenschaftspreis und Preisträger

UMSICHT-Förderverein