Virtuelle Veranstaltung  /  15. Dezember 2021, 18.00 bis 19.45 Uhr

Ein Blick auf den Begriff der Wissenschaftskommunikation

Wir leben in Zeiten, in denen wissensbasierte Expertise große Erfolge feiert. Die wissenschaftsinterne Kommunikation ist an bestimmte Regeln gebunden (Publikation, Peer Review, kritischer Expert*innendiskurs). Diese Regeln wirken nicht immer (Plagiate, steile Thesen, Datenbetrug), aber in den meisten Fällen qualitätssichernd. Die Kommunikation wissenschaftlicher Ergebnisse in die Gesellschaft unterliegt aber anderen Kriterien. Bereits der Wissenschaftlerkollege oder die Wissenschaftskollegin einer anderen Disziplin sind keine Expert*innen mehr. In verstärkter Form gilt das für nicht akademisch ausgebildete Bevölkerungsgruppen. Im Verhältnis von Expert*innenwissen und Laienverständnis trifft oftmals Expertise auf ein immer größeres Unverständnis und auf eine immer geringere Bereitschaft, verstanden zu werden. Unter den abwehrenden Strategien finden sich die Leugnung komplexer Zusammenhänge (Klimawandel, Corona) und die Hinwendung zu »einfachen« Lösungen (alternative Wahrheiten, Verschwörungstheorien, Sündenböcke). Aus dem kritischen Diskurs der Wissenschaftler*innen wird eine vorgebliche Beliebigkeit und Unzuverlässigkeit der Ergebnisse abgeleitet. Verstärkt finden sich diese Tendenzen, wenn die Wissenschaft unbequeme Ergebnisse kommuniziert, die einen grundlegenden gesellschaftlichen Wandel konstatieren oder zur Folge haben können.

In der virtuellen Abendveranstaltung des Wissenschaftsforums Ruhr, des KWI, der DASA und des Fraunhofer UMSICHT soll von theoretisch-systematischer und von praktischer Seite der problemhaltige Begriff der Wissenschaftskommunikation durchsichtig gemacht werden. Die Literaturwissenschaftlerin Prof. Dr. Julika Griem, Direktorin des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen, wird in einem Vortrag zeigen, wie vielfältig sich heute die Forschung der Wissenschaftskommunikation nähert. Der Ausstellungsleiter der DASA – Arbeitsweltausstellung, Dr. Bernd Holtwick, wird in einem weiteren Vortrag aus der Sicht des Praktikers problematisieren, dass Wissenschaftskommunikation im Medium einer Ausstellung eine spezifische Form der Komplexitätsreduktion mit sich bringt. Moderiert wird die Veranstaltung von Prof. Dr.-Ing. Görge Deerberg, stellv. Institutsleiter des Fraunhofer UMSICHT. Nach den Vorträgen wird eine Diskussion unter Einbeziehung des Publikums stattfinden.