Vier Fragen an ...

... Dr. Nina Kolbe, thyssenkrupp Steel Europe AG, Leiterin des Teilprojekts »L-I CO2-Quellen und Infrastruktur«

Interview vom 24.02.2021

Nina Kolbe
Dr. Nina Kolbe, thyssenkrupp Steel Europe AG, Leiterin des Carbon2Chem®-Teilprojektes »CO2-Quellen und Infrastruktur«

Das Teilprojekt L-I CO2-Quellen und Infrastruktur ist in der zweiten Projektphase neu hinzugekommen. Was waren die Beweggründe dafür? 

Nina Kolbe: Die Rahmenbedingungen haben sich innerhalb der ersten Phase von Carbon2Chem® deutlich geändert: verschärfte Klimaziele und ein verändertes Bewusstsein in der Gesellschaft (u.a. Fridays for Future...) führten dazu, dass sich immer mehr CO2-intensive Industrien das Ziel der Klimaneutralität gesetzt haben. Die Stahlindustrie will langfristig auf eine Wasserstoffmetallurgie umsteigen, was einen großen Einfluss auf Qualität und Quantität der verfügbaren Hüttengase hat. Gleichzeitig suchen auch Industrien mit unvermeidbaren, prozessbedingen Emissionen – wie die Kalkindustrie und die Reststoffverwertung – nach Möglichkeiten, ihre Emissionen über CCU zu binden. 

Was sind die Ziele dieses Teilprojekts? 

Nina Kolbe: Industriezweige wie Kalkindustrie und Reststoffverwertung sollen in neue cross-industrielle Verbundnetzwerke integriert werden. Dabei sollen in der ersten Phase von Carbon2Chem® entwickelte Prozesskonzepte an die neuen Anforderungen angepasst werden (z.B. über kleinere, modulare Anlagen). Ein wichtiges Ziel ist es zudem, die Transformationspfade der Industrien hin zur Klimaneutralität hinsichtlich der zeitlichen Verfügbarkeit von CO2-Quellen, des Bedarfs an Wasserstoff sowie an erneuerbarer Energie zu bewerten. Für die erforderliche Infrastruktur sollen konkrete Lösungen vorgeschlagen werden (z.B. Machbarkeit einer Zwischenspeicherung von H2 in einer Kaverne).

Inwieweit ergänzen die angestrebten Ergebnisse des Teilprojekts die Zielsetzungen des Verbundvorhabens Carbon2Chem®

Nina Kolbe: Die Informationen zur Auswirkung der Transformationspfade der Stahlindustrie und anderer CO2-intensiver Industrien auf die zeitliche und räumliche Verfügbarkeit von CO2-Quellen ist wichtig für die Simulation von Carbon2Chem® Verbundnetzwerken in L-0, so dass das Gesamtsystem optimiert werden kann. Den Teilprojekten L-II bis L-V sollen zusätzliche, alternative CO2-Quellen erschlossen und bewertet werden.

Welche nächsten Schritte sind geplant?

Nina Kolbe: Vernetzung der neuen Partner, Aufstellung einer CO2-Quellen-Matrix, Beginn der Machbarkeitsstudien zum H2-Kavernenspeicher und zur CCU in der Kalkindustrie.