Virtuelle Veranstaltung  /  21. Juni 2021, 18.00 bis 19.30 Uhr

Prof. Dr. Thomas Bauer beleuchtet statistische Konzepte des aktuellen Infektionsgeschehens, der PCR- und Antigentests sowie der Impfstoffe

»Der Antigen-Test (Schnelltest) hat eine Trefferquote (Sensitivität) von 100 % und eine Falsch-Positiv-Rate von 10 % (Spezifität von 90 %).« Sie glauben, damit eine recht valide Aussage zu erhalten, ob Sie infiziert sind, wenn Sie sich testen lassen? Weit gefehlt! Bei einer Prävalenz (Infektionsrate) in der Gesamtbevölkerung von 10 % werden die 10 Personen von 100 zuverlässig erkannt, aber von den 90 verbliebenen werden 9 als falsch positiv angezeigt, also von 19 als positiv diagnostizierten Personen sind nur 10 wirklich positiv. D. h., dass sich der positive Vorhersagewert auf fast nur 50 % beläuft. Sie hätten also auch eine Münze werfen können! Wenn Sie überrascht sind, befinden Sie sich in guter Gesellschaft: Ein Drittel der vor dem Examen stehenden Medizinstudierenden der Charité wissen mit den Begriffen »Sensitivität«, »Spezifität« und »positiver Vorhersagewert« auch nichts Rechtes anzufangen.

Statistische Untiefen in Pandemiezeiten sind Thema des Vortrages von Prof. Dr. Thomas Bauer vom RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e.V. In einer von Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer moderierten virtuellen Veranstaltung des Wissenschaftsforums Ruhr e. V. werden die statistischen Konzepte des aktuellen Infektionsgeschehens, der PCR- und Antigentests sowie der Impfstoffe beleuchtet. Auch der häufig missverstandene Begriff der Prognose sowie sein Feedbackschleifen erzeugendes Potential (Selbsterfüllung, Selbstzerstörung) sind Thema des 45-minütigen Vortrages. Im Anschluss an den Vortrag wird dem Publikum Gelegenheit gegeben, mit dem Referenten zu diskutieren. Übertragen wird die Veranstaltung aus dem Studio des Fraunhofer UMSICHT.

 

Prof. Dr. Thomas Bauer hat seit 2003 den Lehrstuhl für Empirische Wirtschaftsforschung an der Ruhr-Universität Bochum inne. Seit 2004 ist er Vorstandsmitglied des RWI, seit 2009 Vizepräsident. Er betreut bereichsübergreifend Forschungsprojekte und begleitet die Kooperation zwischen RWI und Ruhr-Universität Bochum. Er verantwortet auch die »Unstatistik des Monats« für das RWI, in der Fehldeutungen der Medien thematisiert und korrigiert werden.

Prof. Dr. med. Dietrich Grönemeyer ist Vorstandsvorsitzender des Wissenschaftsforums Ruhr.