SchlaGie: Heiße Schlacke als Abwärmequelle nutzen

Nutzung von Schlacke zur Energierückgewinnung für das lokale Fernwärmenetz

Schlacke aus der Stahlherstellung

Bei der Stahlherstellung enstehen große Mengen heißer Schlacke mit Temperaturen bis zu 1500 °C. Das Abwärmepotenzial wird bisher nicht genutzt.

Wärmerückgewinnung von Stahlwerksschlacke

Nutzung von Schlacke zur Energierückgewinnung für das lokale Fernwärmenetz

Projektziel: Unvermeidbare Abwärme für die Wärmeversorgung nutzen

In Zusammenarbeit mit interdisziplinären Partnern wird im Projekt »SchlaGie: Nutzung von Schlacke zur Energierückgewinnung für das lokale Fernwärmenetz« eine Technologie entwickelt und erprobt, um die unvermeidbare Abwärme von Stahlwerksschlacken zukünftig für die netzgebundene Wärmeversorgung zu nutzen. Und zwar beispielhaft betrachtet am Standort der thyssenkrupp MillServices & Systems GmbH in Duisburg. Zielsetzung: den Anteil industrieller Abwärme in Wärmenetzen signifikant erhöhen.

Projektnutzen: Beitrag zur Entwicklung klimaneutraler Energiesysteme

In der Stahlindustrie fällt ein großer Anteil unvermeidbarer Abwärme an – sowohl bei der Reduktion von Eisenerz als auch bei der Konvertierung von Roheisen zu Stahl. Bislang wird diese industrielle Abwärme aber nur anteilig intern genutzt oder in Fernwärmenetze eingespeist. Das liegt vor allem an technischen und ökonomischen Herausforderungen.

Eine signifikante, bisher ungenutzte Abwärmequelle ist die heiße Schlacke (bis zu 1500°C), die bei der Stahlerzeugung im Linz-Donawitz-Verfahren entsteht – sowohl heute als auch nach der Transformation hin zur grünen Stahlproduktion. Sie wird bislang in Beete abgekippt, in denen sie abkühlt und erstarrt. Nach ausreichender Abkühlung wird sie zerkleinert, aufbereitet und unter anderem in der Bauindustrie eingesetzt. Im Projekt »SchlaGie« wird ein Verfahren entwickelt und erprobt, das die derzeit an die Umgebung abgegebene Strahlungswärme berührungsfrei aufnehmen soll. Durch die Nutzung dieser LD-Schlacke zur Energierückgewinnung für das lokale Fernwärmenetz lassen sich CO2-Emissionen und Primärenergiefaktor verringern.

Die Projektergebnisse können somit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung neuer klimaneutraler Energiesysteme leisten und die kommunale Wärmeplanung unterstützen. Die gewonnenen Erkenntnisse können zudem auf weitere Standorte der Stahlindustrie sowie Anwendungsfelder mit vergleichbaren Abwärmen (Abkühlen vom Schmelzen in Gießereien, heiße Kraftwerksaschen, Zementindustrie) übertragen werden.

Projektablauf: Von der Analyse der Stoffeigenschaften zum Demonstrator zur Nutzung der Schlackenabwärme

Ausgangspunkt des Projekts bildet die Bestimmung der chemischen und thermophysikalischen Stoffeigenschaften der LD-Schlacke. Dafür werden mehrere Proben entnommen, im Labor homogenisiert, aufgemahlen und mit etablierten Verfahren detailliert untersucht. Darauf aufbauend erfolgen Laborversuche, mit denen die realen thermischen Bedingungen des Schlackebeets simuliert und die zuvor ermittelten Stoffdaten validiert werden können.

Mittels der ermittelten Stoffdaten und unter Berücksichtigung des derzeitigen Schlackendurchsatzes am Standort Duisburg werden thermodynamische Berechnungen zur Bestimmung der potenziellen Wärmeabgabe der Schlacke und der Wärmeaufnahme eines Strahlungs-Receivers durchgeführt. Auf dieser Basis wird ein dynamisches Simulationsmodell erstellt, um die diskontinuierliche Abwärmenutzung und deren Integration in das bestehende Fernwärmenetz sowie verschiedene Kombinationen von Sekundärfluiden, Wärmeübertragergeometrien und Wärmespeichern abzubilden und zu untersuchen.

Mithilfe der Erkenntnisse aus der Simulation und unter Berücksichtigung sicherheits- und genehmigungsrelevanter Aspekte wird ein Demonstrator zur effizienten Nutzung der Schlackenabwärme konzipiert. Der entwickelte Strahlungs-Receiver soll dabei weder die bisherigen Prozessabläufe noch die weitere werthaltige Nutzung beeinflussen. Auf dieser Grundlage wird ein Demonstrator errichtet und in Betrieb genommen. Neben den realen Betriebsdaten wird die abgekühlte Schlacke auf ihre Zusammensetzung und ihre physikalischen Eigenschaften untersucht, um eine Qualitätsbeeinflussung durch den Receiver auszuschließen.

Mithilfe der aus der Simulation und dem Demonstrator generierten Daten werden Wirtschaftlichkeits- und CO2-Analysen durchgeführt und das technische Potenzial abgeschätzt. Damit lassen sich die spezifischen Kosten für die Bereitstellung von Fernwärme aus der bisher ungenutzten, unvermeidbaren Schlackenabwärme abschätzen.

Projektpartner

  • thyssenkrupp MillServices & Systems GmbH
  • FEhS - Institut für Baustoff Forschung e.V.
  • C-Technik Maschinen- und Anlagenbau GmbH
  • Technische Hochschule Georg Agricola

Förderung

Laufzeit: April 2025 bis März 2028

 

 

Das Projekt »SchlaGie: Nutzung von Schlacke zur Energierückgewinnung für das lokale Fernwärmenetz« wird vom Land NRW aus Mitteln des EFRE/JTF-Programms NRW, Förderaufruf »ENERGIE.IN.NRW« unter dem Förderkennzeichen EFRE-20800783 gefördert.