Die Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten wächst kontinuierlich. Gleichzeitig steigt auch der Bedarf an Düngemitteln. Zwischen 2010 und 2020 nahm die weltweite Nachfrage nach Stickstoff, Phosphor und Kalium um mehr als 18 Prozent zu1. Deren industrielle Herstellung ist jedoch stark abhängig von fossilen Energieträgern und begrenzten mineralischen Ressourcen. Phosphordünger beispielsweise wird aus phosphorhaltigen Gesteinen oder Meeresablagerungen gewonnen, die vorwiegend in Marokko, Westsahara, China und den USA verfügbar sind. Und die Stickstoffdüngerherstellung durch das Haber-Bosch-Verfahren trägt jährlich mit 1 bis 2 Prozent zum weltweiten Energieverbrauch bei2. Aufgrund anhaltend hoher Gaspreise in 2025 ist die Stickstoffdüngerherstellung in Deutschland und Europa einem hohen Druck ausgesetzt.
Eine vielversprechende Alternative, die eine nachhaltigere Nahrungsmittelversorgung adressiert, ist die Rückgewinnung von Nährstoffen aus Quellen wie dem kommunalen Abwasser. Dieser Ansatz erfährt nicht nur in der Forschung und in ersten Anlagen, sondern auch in politischen Maßnahmen große Aufmerksamkeit. So sieht die deutsche Klärschlammverordnung3 eine rechtliche Verpflichtung zur Phosphor-Rückgewinnung ab 2029 für Kläranlagenbetreiber vor.
Kläranlage liefert Ressourcen für die Pflanzenproduktion
Die Projektpartner von SUSKULT haben die wissenschaftlichen Grundlagen für eine metropolnahe, kreislaufbasierte Agrarproduktion gelegt und einzelne Bausteine entwickelt. Mittlerweile sind diese Bausteine in einer Demonstrationsanlage auf einer Kläranlage zu einer Prozesskette zusammengefasst und werden in der Praxis getestet. In der SUSKULT-Vision werden Kläranlagen zu sogenannten NEWtrient®-Centern, die sämtliche für die gartenbauliche Kultivierung von Produkten notwendigen Ressourcen – Nährstoffe, CO2, Wasser und Energie – liefern. Mit kurzen Wegen zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern. Die Ressource Abwasser wird in NPK-haltigen Flüssigdünger (NPK: Stickstoff, Phosphor und Kalium) umgewandelt, der wiederum zur Kultivierung von Gemüse und Salat oder gesundheitsfördernden Lebensmitteln wie Süßkartoffeln und Moringa verwendet werden kann. SUSKULT betrachtet auch die Produktion von Wasserlinsen, die über einen hohen Vitaminanteil verfügen und als regionaler Sojaersatz dienen können. Angebaut wird dabei vertikal und indoor – geschützt vor Umwelteinflüssen, platzsparend und saisonunabhängig.
NEWtrient®-Transformation
Nach dem erfolgreichen Abschluss der ersten Förderphase startet Anfang 2025 die zweite Phase von SUSKULT. Der Ansatz der NEWtrient®-Center wird zu einer NEWtrient®-Transformation erweitert, wobei neben den Ressourcenpotenzialen aus Kläranlagen auch weitere Ressourcen wie beispielsweise Gärreste genutzt werden. Miteinander gemischt sollen sie künftig als Flüssigdünger für vertikale Farmen in urbanen Zentren und zur Feldkultivierung dienen.
[1] https://www.ifastat.org/databases/graph/1_1
[2] https://www.iea.org/reports/ammonia-technology-roadmap/executive-summary
[3] https://www.bgbl.de/xaver/bgbl/start.xav?startbk=Bundesanzeiger_BGBl&jumpTo=bgbl117s3465.pdf#/text/bgbl117s3465.pdf?_ts=1747141809200